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Von nichts kommt «Nichts»

10.05.2024 – Jürg Steiner

Das Berner Museum für Kommunikation stellt in der Ausstellung «Nichts» nichts aus. Das zeigt viel.

«Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen», steht beim Aufgang zum kleinen Raum, in dem Kurt Stadelmann, Kurator am Museum für Kommunikation, und sein Team «Nichts» ausgestellt haben. Die feine Ironie des Eingangsschilds zieht sich durch die ganze Installation. Sie hebt nicht in philosophische Sphären ab, sondern bleibt am Boden. Bei Kurt Tucholsky, um genau zu sein. Der deutsche Autor hielt einst fest, dass ein Loch – der Inbegriff des Nichts – nur darum ein Loch sein könne, weil es auch ein Drumherum gebe, das sich von ihm unterscheide.

Auf ein schweizerisches Kult-Nahrungsmittel übertragen heisst das: Die Löcher im Emmentaler existieren nur, weil sie von Käse umgeben sind. Dieses Prinzip hat das innovative Museum konsequent umgesetzt. Zum Beispiel so: «Nichts als leere Versprechen», steht neben einer wertlosen 500-Franken-Aktie der verblichenen Credit Suisse. «Langer Reden kurzer Sinn: Nichts dabei herausgekommen», steht neben einem gefalteten Papierschiffchen, das während einer trostlosen Sitzung entstand. «Nichts währt ewig», steht neben einem Ehering.

Faszinierend ist die Verortung des Point Nemo auf einer Weltkarte. Es handelt sich um den Punkt mitten im Pazifik, der weiter als jeder andere Punkt auf der Welt vom Festland entfernt ist. Im Nichts. Man kann in der Ausstellung einen von der Decke hängenden Hörbecher ans Ohr nehmen. Eine warme Stimme erklärt, dass im ganzen Universum kein Raum existiere, in dem gar nichts sei. Nicht einmal in einem Vakuum. Nichts ist nie nichts.

Heisst vielleicht: Es ist immer etwas da, wenn man es sehen will. Freude, Hoffnung, eine Erinnerung, eine Idee vielleicht. Diesen Gedanken kann man aus «Nichts» nach Hause nehmen. Das ist ziemlich viel.

JÜRG STEINER

Museum für Kommunikation, Bern: «Nichts». Bis 21. Juli 2024. Verbunden mit der Ausstellung ist das Online-Game The Void, das man überall spielen kann. 
Website: www.mfk.ch/nichts  
Video zur Ausstellung

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