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Der Soundtüftler für den Wellnessbereich

10.05.2024 – Marko Lehtinen

Die Ankündigung des dritten Soloalbums von Boris Blank klang alles andere als vielversprechend. Der Soundtüftler von Yello, der Jahrzehnte als einer der prägenden Pioniere der elektronischen Musik galt, will Musik für den Wellnessbereich komponieren? Klänge, die in der gemischten Sauna bei dumpfen 60 Grad und süsslichen Eukalyptusdämpfen im Wechsel mit tropischem Vogelgezwitscher aus den Lautsprechern säuselt?

Boris Blank: «Resonance» (Universal, 2024)

Ja, genau das hatte Boris Blank vor. Das neue Album «Resonance» sollte zwölf Nummern enthalten, die aus einer Auftragsarbeit für das Züricher Thermalbad Fortyseven hervorgegangen waren. Und er setzte das Vorhaben gnadenlos in die Tat um. Statt mit den typisch perkussiven Yello-Rhythmen und den unverkennbaren Synthiesounds der allgemeinen Erwartungshaltung zu entsprechen, wagt er sich nun auf ätherisches AmbientTerrain. Die zwölf Songs sollen «mit meditativen Klängen für Wellness und Entspannung» sorgen, heisst es in der Mitteilung der Plattenfirma. Oh, Graus! Seine «Affinität zu weiten Räumen wie Fabrikhallen, Tiefgaragen oder auch den Bergen und zur akustischen Resonanz, die diese Räume erzeugen», habe ihn zum Album inspiriert, lässt sich Blank zitieren. Schon besser!

Und das Resultat? «Resonance» ist tatsächlich weit ambientlastiger und schwebender als man es sich von Boris Blank und Yello gewohnt ist. Nur ganz selten, wie beim eröffnenden «Vertigo Heroes», tauchen die typisch pumpenden Sounds und Beats auf. Das Titelstück wiederum gefällt durch ein gewisses Retro-Flair, leider enthält es aber auch kitschige Klaviermelodien. Nummern wie «Ninive», «Najade», «Mirage» und «Time Bridges» plätschern dagegen minutenlang vor sich hin – kippen beinahe in esoterische Beliebigkeit. Endlose Soundteppiche lassen weisse Wolken und blauen Himmel vor dem geistigen Auge vorbeihuschen, Flüge in unendlicher Höhe. Dabei entfalten sie durchaus die gewünschte meditative Wirkung. Perfekt für ein Thermalbad.

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Und dann, bei «North of Eden», sind sie tatsächlich da, die tropischen Vögel und das Plätschern des Baches – jene Geräusche, die auch ohne Boris Blank in jedem anständigen Wellnessbereich zu hören sind. Das ist dann doch zu viel des Ambienten. Spätestens jetzt heisst es: Abschalten und den guten alten «Bostich» von Yello auflegen – angezogen und hellwach im heimischen Wohnzimmer.

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