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Gjon’s Tears: Eine Schweizer Stimme rührt die ganze Welt zu Tränen

11.08.2023 – Stéphane Herzog

Nach TV- und YouTube-Erfolgen bringt der Schweizer Sänger mit kosovarischen Wurzeln sein erstes Album heraus. «The Game» bietet poetischen Pop, der weit über die Schweiz hinaus die Herzen der Menschen berührt.

Die Tränen sind nur aufgeklebt, aber die zum Ausdruck gebrachten Gefühle nimmt man ihm ab: Gjon’s Tears berührt die Herzen. Foto Jo&Co

Im April brachte der Schweizer Sänger Gjon’s Tears sein erstes Album «The Game» heraus. Seine Fans verzaubert der junge Greyerzer, der heute in Paris lebt, jedoch schon seit langer Zeit. Erst wurde er durch den Eurovision Song Contest und TV-Talentshows bekannt, einem grösseren Kreis dann durch YouTube: «Tout l’univers», der offizielle Beitrag der Schweiz zum Eurovision Song Contest 2021, wurde von Tausenden kommentiert. Bei dem Wettbewerb holte der Titel den dritten Platz und wurde seither 55 Millionen Mal aufgerufen. Als Künstler bewegt sich Gjon’s Tears gekonnt durchs Internet. Seine Fans zeigen sich hier begeistert: «Einfach Weltklasse, unser singender Federer», kommentiert ein gewisser Domups den Song «Cancer». «Du bringst mich nachts um 0.42 Uhr im Bett zum Weinen», schreibt jemand anderes. Der Titel ist voller unergründlicher Melancholie. «Quand il t’aura rattrapée / Dans l’insomnie tu vivras / Avant qu’il te prenne dans ses bras» (Wenn er dich eingeholt hat, lebst du schlaflos, bis er dich in seine Arme nimmt), singt Gjon’s Tears auf der Bühne mit seinen aufgemalten blauen oder schwarzen Tränen. «Ich musste weinen, als ich ‹Cancer› hörte», gesteht eine weitere Kommentatorin und räumt ein, den Text zwar nicht wirklich zu verstehen: Gion’s Tears’ hoher Stimme berühre aber ihr Herz. Der Song ist einer an Leukämie verstorbenen Freundin des Künstlers gewidmet.

Im Dialog mit Geraldine Chaplin

«The Game» zeigt das Talent von Gjon’s Tears in seiner ganzen Bandbreite. Er singt von Traurigkeit, Melancholie, aber auch von Freude. Einige Titel sind pure Hits. So auch «Pure». Der Song wird durch einen Dialog mit Geraldine Chaplin eingeleitet. Im Hintergrund hört man die Klänge eines E-Basses und das Musikvideo ist – wie übrigens auch alle anderen – von grosser Ästhetik. «Das Leben ist hart, aber es ist es wert. Wenn es rein ist, mein Gott, mein Gott, ist das schön», singt Gjon’s Tears. Man müsse «seine Ellbogen einsetzen», um etwas zu erreichen, erleide aber auch so manche «Nackenschläge». Spuren von Enttäuschungen, die er in seiner Wahlheimat Paris erlebt hat. «In Paris zu sein ist ein Muss, aber das Showbusiness ist nicht immer gerade der angenehmste Ort», erklärte er in einem Interview.

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Die Geschichte des sensiblen jungen Mannes gleicht einer Ode an die Vielfalt der Schweiz. Gjon Muharremaj wird am 29. Juni 1998 in Saanen (BE) geboren. Sein aus dem Kosovo stammender Vater Hysni ist Kranführer und Maurer. Seine Mutter Elda, eine gebürtige Albanerin, arbeitet nach dem Umzug der Familie nach Broc in der Schokoladenfabrik von Cailler. In dieser Gemeinde im Greyerzbezirk wächst Gjon auch auf. Beim Klavierunterricht erwacht seine Liebe zur Musik. Zwei Jahre später, so die Geschichte, singt er seinem Grossvater «Can’t Help Falling in Love» von Elvis Presley vor, was diesen zu Tränen rührt. So entstand sein Künstlername, wobei englisch ausgesprochen aus Gjon «John» wird.

Gjon’s Tears: «The Game», 2023, Jo&Co, Paris; CD (EAN 3700187680213) ou vinyl (EAN 3700187680220)

Einflüsse von The Cure und Björk

Der Künstler – man darf ihn einen lyrischen Sänger nennen – lässt sich durch verschiedene Genres inspirieren. Das Cover seines Albums zeigt ihn im schwarzen Gehrock und Dr. Martens an den Füssen – eine Verneigung vor New Wave und The Cure im Besonderen. In «The Game» scheint zugleich seine Liebe zur Discomusik durch. Gjon’s Tears, der als Kind Bach spielte und sich mit Jodeln und indischem Gesang versuchte, nennt als Einflüsse auch Cesária Évora, Grace Jones, Björk und David Bowie. Die Tonalität und die Tiefe seiner Songtexte verleihen seinem Pop eine poetische, literarische Färbung. Wenn er allein am Klavier spielt, erinnert Gjon auch an die französische Chansonnière Barbara, an Jacques Brel und an den Belgier Stromae.

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