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Anna Aaron | Elektropop, entrückt, experimentell und im Fluss

24.03.2023 – MARKO LEHTINEN

Der Titel ist klebrig, der Umschlag pastellfarben. Der Inhalt wiederum ist wie ein fliessender Strom. Ein Strom, an manchen Stellen zwar unruhig an der Oberfläche und an den Rändern mäandernd, doch stets unbeirrt in eine Richtung fliessend. «Gummy» ist Anna Aarons sechstes Werk seit 2011. Und wie schon die beiden Vorgänger, ist es das Resultat einer florierenden Zusammenarbeit mit Bernard Trontin, dem Schlagzeuger der legendären Young Gods. Mit von der Partie ist auch Gitarrist Nicolas Büttiker.

Anna Aaron «Gummy» Hummus Records, 2022, www.annaaaron.com

Die 38-jährige Baslerin hat «Gummy» in ihrem eigenen Studio und in einem kleinen Berghäuschen aufgenommen, in dem sie mit Trontin bereits am Ambientwerk «Moonwaves» gearbeitet hatte. Die Zusammenarbeit des ungleichen musikalischen Paares ist in einem Album voller einladender Wärme und beklemmender Nebengeräusche gemündet. Oder in Ausgeglichenheit trotz Eklektizismus? Jedenfalls ist es mutig und überraschend in seinen experimentellen Momenten.

Mit gewohnt entrückter und zerbrechlicher Stimme, stellenweise mehrfach übereinandergeschichtet, singt Anna Aaron auf «Gummy» ihre Geschichten. Thematisch ist es dieses Mal ein Trennungsalbum geworden. Es sind Texte über gebrochene Herzen im Spätstadium, wie die Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Cécile Meyer heisst, auf ihrer Website schildert – «wenn man bereits begonnen hat, neue Menschen zu treffen und sich seinen emotionalen Raum zurückzuholen». Diese Inhalte werden portiert von Synthesizern, einem blubbernden Bass und Trontins sehr präsentem Schlagzeug.

© JuliaBrun (Facebook)

Der Elektropop von «Gummy» erinnert in seiner latent schwelgerischen Atmosphäre, kombiniert mit der prägnanten Rhythmik, teilweise an den Trip-Hop der 90er-Jahre – ohne aus der Zeit gefallen oder altmodisch zu wirken. An anderen Stellen fühlt man sich an die Elektronik weit früherer Tage erinnert.

Diese Kombination wirkt unangestrengt und wie aus einem Guss. Richtig grossartig wird das Album schliesslich in den instrumentalen Abschnitten, in denen sich der Pop zu wahren Türmen von hypnotischer Repetition schichtet – wie beim überlangen «Birthday» oder dem abschliessenden Titelstück. Dann huscht plötzlich der deutsche Krautrock aus den 70er-Jahren durch den Kopf.

«Gummy» ist ein überaus kurzweiliger und stimmiger Streifzug durch Anna Aarons und Bernard Trontins musikalischen Kosmos. Es ist ein Kosmos in steter Bewegung. Ein Strom von Sound und Atmosphäre, getragen von einer unverblümten Liebe zum melodiösen Popsong.

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