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E-Voting-Wahl in den Auslandschweizerrat: Erst der harzige Start, dann die gute Erfahrung

18.07.2025 – Marc Lettau

Wie ist die E-Voting-Wahl in den Auslandschweizerrat verlaufen? Das ambitiöse Pilotprojekt glückte, die Hektik und das Nervenflattern zu Beginn der Wahl trübt die positive Gesamtbilanz nicht.

Vom 12. April bis am 11. Mai 2025 hatten rund 240 000 Auslandschweizer:innen die Möglichkeit, per E-Voting mitzubestimmen, wer künftig ihre Interessen im Auslandschweizerrat (ASR) vertreten soll. Mit dem E-Voting Pilotprojekt in 13 Ländern oder Ländergruppen (Wahlkreise) wurde das Ziel verfolgt, die Legitimation des ASR als «Sprachrohr der Fünften Schweiz» zu stärken: Die Wahl der neuen ASR-Delegierten soll von möglichst vielen mitgetragen werden.

Längst sind die Urnen geschlossen und die einzelnen Länder und Ländergruppen haben die Namen der Gewählten bereits publiziert (siehe Regionalseiten dieser Ausgabe). Deren Wahl muss im August an der konstituierenden Sitzung des ASR noch definitiv bestätigt werden.

Carmen Trochslers Position: «Der Schritt zu Direktwahlen erhöht die Wahlbeteiligung enorm.» Foto ZVG

Wie aber lautet die Bilanz zum E-Voting Pilotprojekt in technischer Hinsicht? Das verwendete und von der Berner Fachhochschule entwickelte und betreute Abstimmungstool «UniVote» funktionierte einwandfrei. Mit Eric Dubuis, Informatik-Professor und Experte im Bereich Online-Abstimmungen, hatte die Auslandschweizer-Organisation vor und während dem Wahlgang stets einen kompetenten Partner zur Seite.

Allerdings startete die Wahlperiode am 12. April mit Aufregung und Hektik, deren Ursache allerdings nichts mit dem verwendeten Abstimmungstool zu tun hatte: In ihrem Mailversand an alle Wahlberechtigten hatte das Eidgenössiche Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) unvollständige Pincodes verschickt. Sie liessen sich fürs Wählen nicht verwenden. Der Fehler wurde aber rasch erkannt und das EDA verschickte umgehend ein Folgemailing mit den korrekten Pincodes. Parallel dazu haben lokale Schweizer-Clubs und die ASO auf allen verfügbaren Kanälen rasch über die Startschwierigkeit – und über deren Behebung – informiert. Somit war die Startpanne aus Sicht der Auslandschweizer-Organisation (ASO) letztendlich unangenehm, richtete aber keinen grösseren Schaden an.

Gab es Lob oder Tadel seitens der Wähler:innen? Die ASR-Mitglieder Andreas Feller und Noel Frei zeichnen als Sprecher der Arbeitsgruppe Direktwahlen ein positives Bild. Zur Wahl an sich sei kaum Kritik eingegangen. Die Umfrage, die begleitend zum E-Voting Pilotprojekt durchgeführt wurde, bestätige das positive Bild: «Man spürte ein grosses Vertrauen in das System und in die Berner Fachhochschule, die hinter ihm steht. Die Schweizer Lösung scheint zu überzeugen. Das klare Vorgehen beim Abstimmen wurde von den Wählenden ebenfalls gelobt.» Gleichzeitig sei klar geworden, dass der E-Voting-Wahlprozess für viele eine Umstellung gewesen sei. Die meisten Auslandschweizer:innen konnten bekanntlich in der Vergangenheit ihre Delegierten nicht direkt wählen. Der Wahlprozess mit Registrierung der eigenen E-Mail-Adresse beim Konsulat war also grundsätzlich neu. Gleichzeitig waren die Wahlinstruktionen offenbar ausreichend verständlich formuliert: «Es gab dazu nur wenige Rückmeldungen.»

Franz Muheims Einschätzung: «Die Wahlbeteiligung lag in etlichen Ländern höher als bei den Nationalratswahlen 2023.» Foto ZVG

Welche ersten Schlüsse lassen sich im Hinblick auf die ASR-Wahlen 2029 ziehen? Die vorläufige Bilanz aus Sicht der Arbeitsgruppe Direktwahlen: «Das Abstimmungssystem hat einwandfrei funktioniert und bietet eine geeignete und günstige Lösung für die Wahlen mit noch mehr WählerInnen 2029.» Ebenso klar habe sich gezeigt, wie zentral wichtig die Zusammenarbeit mit dem EDA fürs Erreichen der Wahlberechtigten sei. Aber 2029 könnten beispielsweise die Klubs und regionale Organisationen bei der Präsentation und der Bewerbung der Kandidierenden noch mehr Engagement zeigen, denn die Wahlbeteiligung habe noch «Entwicklungspotenzial».

Die Wahlbeteiligung ist derzeit noch Gegenstand genauerer Analysen. Sie lag bei mehr als der Hälfte der Länder bei über 7 Prozent. Das mag auf den ersten Blick tief erscheinen. Doch ASO-Vorstandsmitglied Franz Muheim (Edinburgh, GBR) sieht das anders: «Die Wahlbeteiligung lag in etlichen Ländern höher als bei den Nationalratswahlen 2023. Das ist ein Erfolg.»

Und seine Vorstandskollegin Carmen Trochsler (Adelaide, AUS) erinnert an den Ausgangspunkt: Wenn bei einer Wahl durch Kluborgane – also ohne Direktwahl – die Wahlbeteiligung bei bloss 0,1 liege und dann dank E-Voting auf einen Wert von 7 Prozent steige, sei das «ein gewaltiger Schritt» (siehe auch www.revue.link/oceania).

Das Schlussfazit von Andreas Feller und Noel Frei: «Ein – erfolgreiches – Pilotprojekt ist jeweils ein wichtiger Schritt zur positiven Veränderung.» Die beiden wagen gar einen Seitenblick auf eidgenössischen Abstimmungen: Der erfolgreiche Pilotversuch erhöhe vielleicht sogar die Chance, «dass in näherer Zukunft auch für nationale Abstimmungen ein vertrauensvolles E-Voting-Tool eingeführt wird».

Die neugewählten Delegierten – eingeschlossen jene aus Wahlkreisen ohne E-Voting – treffen sich am 22./23. August 2025 in Bern zur konstituierenden Sitzung des ASR.

Wahlresultate aus Ihrer Region finden Sie im aktuellen Regionalteil dieser Ausgabe

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Kommentare :

  • user
    Martin Theile, Deutschland 13.08.2025 um 10:06

    Seit über 30 Jahren lebe ich im Ausland, abwechselnd in Deutschland und in den Niederlanden. Als Auslandschweizer mache ich fast immer bei den eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen mit. Dabei schätze ich die gute sachliche Information, die mir jedes Mal zur Verfügung gestellt wird. Anders war es bei den Wahlen in den ASR. Viel zu wenig war über die Kandidatinnen und Kandidaten bekannt. Wer sind sie? Was sind ihre Anliegen? Wofür haben sie sich bisher engagiert? Die Texte waren viel zu kurz, und nur aufgrund von netten Fotos wähle ich niemand. Darum konnte ich diesmal nicht mitmachen.

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