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Die Schweiz nach Trumps Verdikt: Mehr als ein Zollschock

03.10.2025 – Christof Forster

Zunächst hatte es danach ausgesehen, dass die Schweiz zu einer ersten Gruppe von Ländern gehört, die mit den USA einen Zolldeal abschliessen kann. Am 1. August dann kam der Schock: Präsident Trump verhängte einen Zoll von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz.

Es war eine Erschütterung, welche die Schweiz bis ins Mark getroffen hat. Ausgerechnet am Schweizer Nationalfeiertag belegte US-Präsident Donald Trump das Land mit einem exorbitant hohen Zoll von 39 Prozent. Nur wenige Länder weltweit haben höhere Strafzölle zu verkraften. Zu spüren bekommen werden den hohen Importzoll vor allem die Maschinenbauer, die Uhrmacher und die Hersteller von Luxusgütern (dazu gehören auch die Nespresso-Kapseln). Die Pharmaindustrie ist ausgenommen.

Umgekehrt hat die Schweiz alle Industriezölle per Anfang 2024 abgeschafft. Über 99 Prozent aller Waren aus den USA können zollfrei in die Schweiz importiert werden.

Der Bundesrat zeigte sich konsterniert über Trumps Ankündigung. Der FDP-Parteipräsident sprach von einer «Katastrophe». Die SP hingegen kritisierte die «Anbiederungsstrategie» des Bundesrats gegenüber den USA, die «kolossal» gescheitert sei. Bestürzt zeigte sich der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Die hohen Zölle seien weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar.

«Zugang zu Trump gefunden»

Lange wähnten sich Bundesrat und Wirtschaft auf der sicheren Seite. Im April hatte Trump die Schweiz zwar mit einem Zoll von 31 Prozent belegt. Kurz darauf liess sich Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter mit Trump verbinden. Offenbar gelang es ihr, dem US-Präsidenten die Konsequenzen seiner Zollpolitik aufzuzeigen. So schrieb jedenfalls die «Washington Post» über das Telefonat. Dies sollte sich indessen als Trugschluss herausstellen, dem wohl auch Keller-Sutter erlegen war. Trump habe viele Fragen gestellt, meinte sie: «Ich habe offensichtlich den Zugang zu ihm gefunden.»

In der Folge einigten sich hochrangige Delegationen der beiden Länder auf einen Zoll-Deal. Es fehlte nur noch die Unterschrift von Trump. Doch diese liess auf sich warten. In Bundesbern stiegen die Zweifel. Kurz vor Ablauf des Ultimatums bat Keller-Sutter um ein zweites Telefonat mit dem US-Präsidenten. Wie dieses genau abgelaufen ist, darüber kursieren verschiedene Versionen. Auf jeden Fall brachte es nicht das erwünschte Resultat. Im Gegenteil: Statt den ursprünglich angedrohten 31 Prozent werden nun Schweizer Unternehmen mit einem Zoll von 39 Prozent bestraft. Einmal mehr sieht sich getäuscht, wer an eine besondere Beziehung der beiden «Schwesterrepubliken» glaubte. Es erinnert gegenwärtig eher an das Bild der grösseren Schwester, die der kleineren sagt, was sie zu tun hat.

An empfindlicher Stelle getroffen

Der angekündigte hohe Zoll löste in der Schweiz nochmals hektische Betriebsamkeit aus. Politiker und Wirtschaftsvertreter suchten verzweifelt nach Möglichkeiten, das Verdikt noch abzuwenden. Das Ganze hatte auch etwas Demütigendes: Während der US-Präsident am TV abschätzig über die Bundespräsidentin sprach, sass diese im Flugzeug in Richtung Washington. Doch die Gespräche brachten keinen Erfolg. Die Schweizer Wirtschaft muss – zumindest vorderhand – mit einem Zoll von 39 Prozent leben.

Die hohen Zölle treffen die Schweiz an einer empfindlichen Stelle. Exporte sind die wirtschaftliche Lebensader der Schweiz. Sie haben zum Wohlstand des Landes beigetragen. Lange konnte die Schweiz in den Zeiten des offenen Welthandels profitieren von Status des kleinen Staates, der nicht der EU angehört. Doch dies wird zunehmend ungewiss. Die Gliederung der Welt in Machtblöcke, wie sie sich derzeit abzeichnet, könnte dazu führen, dass sich die Schweiz der EU nähert. Ein erster Schritt dazu wäre die Zustimmung zum neuen Vertragspaket mit der EU.

Verwandtes Thema: der Kauf des US-Kampfjets F-35 als grosses Schweizer Debakel

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Kommentare :

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    Marie-Claude Mudry-Coppex, Canada 15.10.2025 um 09:49

    Une attitude de victime
    La lecture de La Suisse après le verdict de Trump m’a désolée. Il est si facile de se poser en victime quand une décision autoritaire vient détruire le socle sur lequel reposaient nos certitudes. J’espère vraiment que cet esprit d’élève puni n’appartient qu’au rédacteur de l’article, mais n’est pas un trait de caractère de la Suisse.
    Ne serait-ce pas plus constructif de partir du principe que la vie agit toujours pour nous et jamais contre nous, qu’elle œuvre en notre faveur, et non en notre défaveur, même si son action doit passer par un cataclysme, la maladie ou une décision de dirigeants sans scrupules.
    Ces moments difficiles ne seraient-ils pas plutôt des invitations à chercher de nouvelles avenues mieux adaptées aux besoins futurs d’une société qui évolue. Même s’il a fait ses preuves, le passé n’existe plus. Tout se transforme. On dit volontiers que la solution se trouve à l’intérieur du problème. Ce serait probablement l’attitude qu’auraient ou ont les bons dirigeants qui méritent leur titre de leader.
    Les économistes et probablement les hommes et femmes politiques sont mieux placés que le simple citoyen pour anticiper les solutions d’avenir des industries du pays. Peut-être que la bombe qui est tombée sur la Suisse le premier août dernier est en fin de compte un acte bienfaiteur invitant le pays à faire d’autres choix, comme une diversification de sa clientèle, de l’audace, de la créativité, le courage de quitter le rail des habitudes pour anticiper un futur différent. En bref, regarder en avant plutôt que s’accrocher à d’anciennes solutions qui fonctionnaient bien autrefois.
    Ce serait dommage de plier le genou devant l’arrogance d’un étranger jaloux de la prospérité et de la stabilité d’un petit pays géré par le bon sens et la participation citoyenne. Posons-nous plutôt la question: Comment cette situation nous invite-t-elle à regarder en avant, à ouvrir d’autres portes? Les catastrophes et les écueils sont là pour que nous remettions en question l’ancien état des choses, pour que nous restions éveillés lorsque nous risquons de tomber dans le ronron de solutions ayant peut-être atteint leur date de péremption.

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      Jean-Marc Salvadé, Espagne 15.10.2025 um 10:49

      Excellente intervention. Nos autorités ne serainet-elles plus capables de réagir face à ces mesures américaines, en ouvrant d'autres portes - comme vous dites si bien - ou "à chercher de nouvelles avenues mieux adaptées aux besoins futurs d’une société qui évolue"?

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    Jean-Marc Salvadé, Espagne 15.10.2025 um 09:25

    Il ne s'agit pas d'une punition ni d'une sanction. Trump défend ses propres intérêts. C'est normal. C'est aux autorités suisses de défendre les nôtres et de discuter ces mesures en proposant des voies alternatives ou en prenant des contre-mesures. Aurons-nous des autorités trop faibles ou incapables de défendre les intérêts de notre Pays?

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    Andrea Esslinger, Thailand 13.10.2025 um 02:46
    Nicht die Schweizer Wirtschaft bzw. die Exporteure müssen die Zölle bezahlen, sondern die US Kunden. Es sind Importzölle, nicht Exportzölle. Das verstärkt vor allem die Inflation in den USA. Und die Schweizer Exportwirtschaft muss sich eben andere Märkte erschließen. Die USA unter Trump sind erstens kein verlässlicher Partner uns zweitens bald zahlungsunfähig.
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    Susanne Boss, Olden, Norwegen 07.10.2025 um 20:34

    Ganz einfache Lösung: Amerikanische Produkte ebenfalls mit 39% Zoll belegen! Mal sehen, was dann aus der USA kommt.

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    Rudolf Megert, Rio de Janeiro 06.10.2025 um 18:35

    Schockierend indeed! Die ganze Welt, inklusive die US-Bürger, müssen nun über Generationen die Schuldenpolitik der Leute zu Washington bezahlen! Die Schweiz traf der Fluch des ewigen Rausposaunens, dass wir ein reiches Land sind (was allerdings schon seit geraumer Zeit nicht mehr wirklich stimmt, wenn man sich all die exorbitanten Kosten für X Steuern auf alles und jedes, einen teuren Bürokratieapparat, die hoffnungslose Situation auf dem Mietwohnungsmarkt sowie die Teuerungsspirale der Krankenkassen ansieht).

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      Andrea Esslinger, Thailand 13.10.2025 um 02:52

      In der Schweiz bezahlen wir minimal Steuern. Allein die Mehrwertsteuer ist mit 8% weniger als die Hälfte der meisten EU Staaten. In Skandinavien bezahlen die Leute gut und gerne sechsmal mehr Steuern als in der Schweiz, und zählen zu den glücklichsten Bewohnern dieses Planeten. In Deutschland bezahlen die Bürger viel mehr Steuern und erhalten im Gegenzug fast nichts dafür!

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    Hugo Michalik, Gaschurn, Vorarlberg 06.10.2025 um 18:04

    Ich frage mich, was wir für eine Regierung haben. Über die Jahre wird es immer schlimmer. Die Frauen im Bundesrat haben gegenüber anderen Nationen kein Durchsetzungsvermögen, die werden überhaupt nicht ernst genommen, was ich verstehe und die Männer hüpfen hinterher.  Ich bin über 70 Jahre und habe eine Regierung und Schweiz noch erlebt, die von allen Länder bewundert wurde und nicht belächelt. Das war noch eine Regierung, die sich durchsetzen konnte. Es war dem Bundesrat egal, ob er sich mal unbeliebt machte, nicht so wie heute, wo keiner Verantwortung übernehmen will. Keiner von den sieben Bundesräten bietet der USA die Stirn, nein, man lässt sich alles gefallen und streicht sogar noch die Einfuhrzölle. Und wenn der Scherbenhaufen zu gross wird, geht man in die Rente nach dem Motto der Nächste soll es richten. Und jetzt will man noch sich der EU nähern und begreift nicht, dass die nur unser Geld möchten. Einfach nur traurig. Für diese Arbeit, die bis jetzt geleistet wurde gehört der überzogene Lohn und Rente um die Hälfte gekürzt. Kurz gesagt, ich schäme mich für diese Regierung, die sich nicht durchsetzen kann.

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      Arye-Isaac Ophir, Israel 12.10.2025 um 08:30

      Ja, da kann man Ihnen schlecht widersprechen. Kommt noch hinzu, dass die Schweiz, in ihrer Sondersituation, in vieler Augen einfachen Gemüts wie denen von Trump, als zwielichtiger Profitmacher (Banken, Neutralitaet) profiliert - was, je nach dem, wen man frägt, auch seine Richtigkeit hat.

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      Daniela Oertle, Frankreich, Fraillicourt 15.10.2025 um 09:58

      Ich teile die Meinung von Hugo Michalik. Die Schweiz ist krank.
      Seit den Schengen-Abkommen hat die Schweiz durch Zugeständnisse an die EU nur an kulturellem Wert, Neutralität eingebüsst. Denn auch etwas zugegeben Eigenwilliges wie das Bankgeheimnis, wurde ja zugunsten des kollektiven EU Steuergesetzes aufgelöst und nicht im Sinn eines eigenen Austritts aus der Neutralität.
      Heute verdammt die Schweiz, anti-neutral, von der EU und den USA auf die schwarze Liste gesetzte russische Oligarchen, unterstützt jeglichen Schachzug gegen individuelle Interessen und sogenannte freie oder unabhängige kulturelle Übermacht…Wie noch glaubwürdig und mit Würde auftreten, wurde doch die neutrale Strategie, wirtschaftlich und politisch, vor den Augen der Welt geradezu verraten und zugunsten des US-EU Kampfes für kollektive Gier verscheuert? Dass die USA und die EU als Dank für die verpechte Nationalfeier von der Schweiz nicht ebenso in ein sanktionierendes «Zollloch» verabschiedet werden, sondern dass es der Schweiz nun zumindest leichter fallen wird zu verstehen, dass man sich nur noch einer in seiner anmutig auftretenden Zweiklassengesellschaft bald Griechenland berührenden EU anlisten kann, um sich aus dem entehrenden Zollloch zu befreien, legt sehr Ungesundes an den Tag. Nämlich, dass der Verrat der Neutralität nicht nur angegangen wurde sondern schwerstlich und anscheinend unumkehrbar begangen wurde…

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        Laure Mermoud, Sri Lanka 20.10.2025 um 08:41
        I agree with you and I think that Switzerland shoud stop looking only at Western countries, as they have economical difficulties and turn to Asian and African countries, where the futur lays. That will give new market possibilities and prospects for oour youth.
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        Arye-Isaac Ophir, Israel 24.10.2025 um 08:54

        Vielleicht ist es an der Zeit, dass jemand der Mehrheit der Bundesräte mal erklärt, dass es, um Vorsitzender einer Staatsverwaltung zu sein, einfach wesentlich mehr Intelligenz bedarf als die eines Parteistempels.

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