Hallo Schweiz, wie geht es dir?
Viele Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer behalten ihre Bankkonten, haben Immobilien und Vorsorgeansprüche in der Schweiz – und bleiben allein deshalb stark mit der Heimat verbunden. Klar, dass sie die Entwicklungen und den Markt dort beobachten.
Die Auslandschweizergemeinschaft wächst stetig. Derzeit wohnen rund 830'000 Menschen mit einem Schweizer Pass im Ausland, jeder Neunte. Manche kehren vorübergehend in ihr Heimatland zurück, bevor sie dann wieder in ein Drittland weiterziehen (Grafik 1). Allgemein hat die Mobilität zugenommen.
Allen gemeinsam dürfte das besondere Gefühl der Zugehörigkeit sein: Familie, Freunde, Erinnerungen, Traditionen und Sprache sind emotionale Anker. Für viele bleibt die Schweiz auch in finanzieller Hinsicht Bezugspunkt. Der Zahlungsverkehr ist verlässlich, Vorsorge oder Hypotheken müssen geregelt werden, und die Schweiz steht für Stabilität, wenn es um die Betreuung von Vermögen geht.
Diese enge finanzielle Verflechtung mit der Schweiz erklärt das Interesse für Ereignisse, die den Schweizer Markt beeinflussen. Aus jüngster Zeit sind etwa die US-Handelszölle oder die seit Mitte des Jahres geltende Nullzinspolitik der Schweizerischen Nationalbank zu nennen.
Was aktuell beschäftigt
Die unerwartet hohen US-Importzölle von 39% für Produkte aus der Schweiz treffen das Land seit August mit voller Wucht und verunsichern es teilweise. Es wird erwartet, dass Schweizer Industriefirmen einerseits gegenüber der internationalen Konkurrenz benachteiligt und Marktanteile verlieren werden. Doch sind andererseits von den bisherigen US-Importzöllen mehr als 90% aller Schweizer Güter- und Dienstleistungsexporte nicht betroffen. Ausserdem werden drei Viertel der Schweizer Wertschöpfung im Dienstleistungssektor erbracht. Auch wenn die Zölle wachstumsdämpfend wirken, sollten die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen insofern begrenzt sein.
Zusätzlich tragen die Ende September angedrohten 100%-Zölle auf ausländische Originalmedikamente zur anhaltenden Sorge bei. Roche und Novartis hatten bereits im Frühling Investitionen in den USA angekündigt. Ob diese Massnahmen ausreichen werden oder ob es noch bilaterale Vereinbarungen mit der Trump-Regierung geben wird, um die Zölle zu mildern, ist noch offen.
Obwohl Zölle die Schweiz kurzfristig herausfordern, bleibt der langfristige Ausblick der Expertinnen und Experten der Zürcher Kantonalbank für den Schweizer Aktienmarkt solid: Über die politische und wirtschaftliche Stabilität hinaus funktioniert die Demokratie hierzulande gut, die Schweiz steht für Innovationskraft, ihr Steuersystem ist attraktiv. Die US-Zölle treffen nur wenige Unternehmen direkt, da viele Dienstleistungen exportieren oder eben bereits in den USA produzieren. Eine tiefe und schnell einsetzende Rezession in der Schweiz wird deshalb für unwahrscheinlich erachtet.
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175 Jahre Schweizerfranken
Die politische und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz widerspiegelt sich in einem starken Franken. Im Vergleich zu anderen Währungen gilt er als vielzitierter sicherer Hafen – besonders auch in Krisenzeiten ist er gefragt. Die heutige Stärke des Frankens lasse sich dann auch nur durch seine Geschichte erklären, findet Ernst Baltensperger, emeritierter Volkswirtschaftsprofessor der Universität St. Gallen.
Seine Geschichte sei kurz erzählt: Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren dreissig verschiedene Münzen im Umlauf, darunter auch jene der Nachbarsländer, mit einem Metallgehalt, der nicht immer genau dem Wert der Münzen entsprach. Die heutige Stärke des Franken? Noch weit weg.
Erst mit der Gründung des Bundesstaates 1848 plante die Eidgenossenschaft, dies angelehnt an den französischen Franken, eine einheitliche Währung – zwei Jahre später,1850, kam sie in Umlauf. Nebenbei bemerkt: Beide, französische und Schweizer Franken, entsprachen dem Wert von 4.5 Gramm Silber.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war von sozialen Spannungen infolge der Industrialisierung geprägt – es gab eine Auswanderungswelle. Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Schweizer Franken längst nicht mehr an seinem Edelmetall gemessen, und im Verlaufe des 20. Jahrhundert sollte er dann zu jener Währung werden, die von Anlegern weltweit angesteuert und von den Auslandschweizerinnen und -schweizern längst im Blick behalten wird.
Wie mit Unsicherheit umgehen?
Schwankungen an den Finanzmärkten verunsichern Anleger. Häufig resultieren daraus übereilte Verkäufe. Der Schweizer Aktienindex SPI (Grafik 3) hat seit 1987 eine Immobilienblase, eine IT-Blase, eine globale Finanzkrise und zuletzt eine Pandemie durchgemacht. Alle Kursrückschläge konnte er jedoch über die Zeit ausgleichen.
Ähnlich sieht das Bild bei Aktienindizes anderer Länder und Regionen aus. Gerade in turbulenten Phasen gilt deshalb: Breit diversifiziert sein, Ruhe bewahren und an der langfristigen Anlagestrategie festhalten.
Die Geschichte zeigt, dass die Schweiz auch in schwierigen Phasen Wege findet, die Herausforderungen zu meistern – und so wird sie auch für Auslandschweizerinnen und -schweizer weiterhin attraktiv bleiben.
