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Marianne Meier & Monika Hofmann | Tor, Tor, Toooor!

03.10.2025 – Theodora Peter

An der Europameisterschaft in der Schweiz hat der Frauenfussball diesen Sommer neue Sphären erreicht: purzelnde Zuschauerrekorde, packende Spiele, Euphorie in Stadien und Fanzonen. Das Schweizer Nationalteam – die «Nati» – begeisterte das heimische Publikum auf der grossen Bühne und erreichte erstmals einen EM-Viertelfinal.

MARIANNE MEIER & MONIKA HOFMANN: «Das Recht zu kicken. Die Geschichte des Schweizer Frauenfussballs». Verlag Hier und Jetzt. Zürich, 2025. 335 Seiten, 39 Franken.

Das rot-weisse Sommermärchen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Fussballerinnen in der Schweiz lange ins Abseits gedrängt worden waren. Noch bis in die 1960er-Jahre blieb ihnen der Zugang zum männerdominierten Territorium verwehrt. Zwar kannte der Schweizer Landesverband – im Unterschied zu England oder Deutschland – kein formelles Frauenfussballverbot. Dennoch mussten sich die Pionierinnen «das Recht zu kicken» hart erkämpfen, wie die Historikerin Marianne Meier und die Geschlechterforscherin Monika Hofmann in ihrem Buch nachzeichnen.

Zu den Pionierinnen gehörten etwa die Schwestern Monika und Silvia Stahel, die 1963 im Aargauer Dorf Murgenthal das erste Frauenfussballteam, den FC Goitschel, gründeten. Mit zunehmendem Erfolg wuchsen auch die Ambitionen der Fussballerinnen: Sie wollten nicht länger als Exotinnen an Dorfturnieren auftreten. Mit ihrem Gesuch nach einem offiziell anerkannten Frauenwettbewerb bissen sie beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) jedoch auf Granit. Um die enttäuschten Spielerinnen zu besänftigen, bot ihnen der SFV eine Ausbildung zur Schiedsrichterin an. Die Aargauerinnen hätten lieber selber gespielt, sahen aber im Angebot eine Chance, ihr Können auf dem Fussballplatz anderweitig zu beweisen. Die «Pfeifendamen» kamen lediglich bei Juniorenspielen zum Einsatz.

Die Wende folgte 1970 mit der Gründung der Schweizerischen Damenfussball-Liga, die zwanzig Jahre später in den SFV integriert wurde. Ebenfalls Anfang der 1970er-Jahre fanden die ersten Länderspiele statt. Zu den Spitzenspielerinnen der «Nati» gehörte Madeleine «Mado» Boll, die beim Mailänder Firmenklub ACF Gomma Gomma unter Vertrag stand. Die talentierte Fussballerin hatte nach Italien gewechselt, nachdem sie in der Schweiz ausgebremst worden war. Als junges Mädchen hatte «Mado» noch erfolgreich mit den (männlichen) Junioren des FC Sitten gekickt – und 1965 sogar eine SFV‑Lizenz erhalten. Als der Verband seinen «Irrtum» bemerkte, entzog er Boll die Spielberechtigung. Sie gab ihren Traum nicht auf – und ebnete den Weg für Tausende von Mädchen und Frauen, die seither in ihre Fussstapfen getreten sind.

Podcast zum Buch (DE/FR): www.revue.link/pod

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