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  • Editorial

Erschütterungen

03.10.2025 – Marc Lettau

Der Herbst in der Schweiz von seiner schönsten Seite? Da lässt sich vieles aufzählen. Faulenzen in der Oktobersonne am Waldrand; Boule-Spielen mit guten Freunden und Freundinnen im Stadtpark; Wandern in den Voralpen; Blättern im neuen Theater- und Konzertprogramm; die letzten Tomaten ernten; die ersten Kastanien rösten. – Immer noch nachhallend ist allerdings auch das, was diesen Sommer die Schweiz erschüttert hat.

Am 1. August 2025 etwa ging der grösste Knall nicht vom landauf, landab gezündeten Feuerwerk aus, sondern von US-Präsident Donald Trump. Er beschenkte die Schweiz an ihrem Nationalfeiertag mit Warenzöllen von 39 Prozent. In Europa der herausragende Rekordwert. Seither fragt sich die Schweiz, die selber keinerlei Zölle auf US-Waren erhebt, wofür genau sie da bestraft wird. Die Folgen sind noch unabsehbar. Teile der Schweizer Industrie leiden bereits spürbar. Erste Firmen können ihre Mitarbeitenden nicht mehr wie bisher weiterbeschäftigen.

Den 1. August hätten viele lieber genutzt, um eine andere, gewaltige Erschütterung gemeinsam zu verarbeiten: den Bergsturz von Blatten, der am 28. Mai 2025 nicht nur ein ganzes Dorf begrub, sondern seither bisherige Gewissheiten erschüttert. Was heisst es fürs Leben in den Bergen, wenn der Permafrost schmilzt und im Extremfall Berggipfel zu Tal stürzen? Was heisst es, wenn solches öfters geschieht? Und was geschieht mit dem Zusammenhalt im Lande, wenn die Menschen von Blatten jetzt vom Wiederaufbau ihres Dorfes reden – und Städterinnen und Städter davon, dass das doch sinnlos sei? Den erschütterten Gewissheiten im Bergtal und dem erschütterten Verhältnis Schweiz–USA gehen wir in dieser «Revue» nach.

Ein drittes Thema kommt dazu, das Gewissheiten schaffen oder erschüttern kann: die Ahnenforschung. Die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die nach ihren Schweizer Wurzeln suchen, ist hoch. Tendenz steigend. Machen sich die Suchenden dabei auch noch gleich auf den Weg in die Schweiz, sind die bewegenden Momente unausweichlich, sagt Ahnenforscher Kurt Münger in unserer Reportage: «Für die Nachfahren ist es eine emotionale Reise zu den eigenen Wurzeln.»

 

Marc Lettau, Chefredaktor

 

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Kommentare :

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    Christine Hoffmann, Dänemark 08.10.2025 um 17:55

    Nehmt Abstand von der EU und bietet den USA Handelsbeziehungen an. Nicht links-grün, sonder fundiert liberal.

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    • user
      Helen Meier, Schweiz 13.10.2025 um 09:10
      Den USA Handelsbeziehungen anbieten: Das ist ein naiver Vorschlag. Die Schweiz bemüht sich seit Jahren um ein Freihandelsabkommen mit den USA. Die Schweiz erhebt deshalb auch KEINE Zölle auf US-Produkte. Die USA will nicht primär Handel, sondern braucht das mit Zöllen abgeschöpfte Geld, um den eigenen, maroden Staatshaushalt zu finanzieren.
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