
Erschütterungen

Der Maler ist parat, aber sein Sujet nicht

Die hohen Klippen

Schnee von heute

Direkte Demokratie

Die Erfahrung des Jura

Wir Bauern und Bäuerinnen


Mani Matter (1936–1972) gehört zu den unvergessenen Liedermachern der Schweiz, über den deutschen Sprachraum hinaus. Wenn er unsere «Hemmige» – die menschlichen Hemmungen – besingt, berührt das noch heute. Hemmungen begrenzen uns, Hemmungen möchten wir ablegen. Doch in den Schlusszeilen seines Chansons werden just diese Hemmungen zur Hoffnung: Hoffentlich legt die Menschheit angesichts des Drohenden nicht all ihre Hemmungen ab. Das Lied ist in enormem Mass aktuell geblieben.

Weniger populär ist Matters Lied, das seine enorme künstlerische Ambition beschreibt: Mit Pinsel und Staffelei ausgerüstet will er die Kuh am Waldesrande auf die Leinwand bannen – und ein unbezahlbares Werk von ungeahnter Güte schaffen. Er malt den Waldrand, zaubert den Himmel auf die Leinwand und hält die Blumenwiese im Vordergrund fest. Doch dann – plötzlich – ist die Kuh weg. Sie ist dem Blick des Künstlers entschwunden. Das eigentliche Sujet des Bilds bleibt ein schwammiges Etwas.
Mani Matter «Chue am Waldrand»
Das Lied taugt als Soundtrack zu unserem Versuch nachzuzeichnen, wie hart der Zollhammer der USA die Schweiz trifft. Der Rahmen, das Umfeld, lässt sich schön nachzeichnen: Die – aus Schweizer Sicht – speziellen Beziehungen zu den USA; die – ebenfalls aus Schweizer Sicht – ungerechten Anschuldigungen seitens Trumps. Aber der eigentliche Kern des Bildes hat noch keine klaren Konturen: Wie hart die US-Zollpolitik die Schweiz tatsächlich treffen wird, blieb auch bei Redaktionsschluss noch offen. Gleichwohl ist unser Beitrag zum Thema lesenswert: Er macht verständlich, warum die Schweiz überhaupt so perplex auf Donald Trumps Zoll-Ankündigungen reagierte.
Während im Zollstreit der Schweizer Börsenkurs zeitweilen wie ein nervöses Irrlicht flackert, kümmern sich Gletscherforscher und -forscherinnen ums seit Ewigkeiten Erstarrte. Sie ziehen lange Bohrkerne aus dem Eis der Gletscher, denn in deren Tiefe sind «Erinnerungen» an eine ferne Vergangenheit konserviert: beispielsweise Spuren des damaligen Klimas vor Tausenden Jahren und Hinweise darauf, wann und wie es sich verändert hat. Was die Forschenden tun, zeichnen wir nach. Allerdings kennen inzwischen auch sie die Hektik. Sie sind zu Getriebenen geworden: Die Gletscher schmelzen weg – und mit ihnen schmilzt auch das eisige Geheimnis über die Vergangenheit dahin, das in ihnen ruht.

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