Tausende sahen das Stück in der ganzen Schweiz
Über sechzigmal wurde in Basel vor vollem Haus gespielt, nochmals mindestens so viele Aufführungen konnten in den verschiedensten Dörfern und Städten der Schweiz gezeigt werden, und 1945 kam das Stück in Lausanne sogar in französischer Sprache auf die Bühne. Aber der dramatische Husarenstreich ging ebenso schnell vergessen, wie er berühmt geworden war. Dass Elsie Attenhofer bis zu ihrem Tod am 16. September 1999 eine Schweizer Berühmtheit blieb, hing nicht mit ihrer Leistung als Dramatikerin, sondern mit ihren Solo-Auftritten als ebenso scharfzüngige wie humorvolle Kabarettistin zusammen. Immerhin fand das Schauspiel 1993 in einen Sammelband mit vergessenen Schweizer Theaterstücken Aufnahme, den Ursula Käser und der unlängst verstorbene Basler Germanist Martin Stern herausbrachten. Ein Stück, das in seiner Zeitbedingtheit heute kaum mehr gespielt werden könnte, in dem aber eine Haltung dokumentiert ist, mit der sich Elsie Attenhofer von den meisten ihrer schreibenden Schweizer Zeitgenossen wohltuend abhob.
Eine bewegende Anerkennung
Die schönste Hommage, die Elsie Attenhofer als einer der mutigsten Dramatikerinnen der Kriegszeit zu Lebzeiten dargebracht wurde, findet sich in einem Brief, den ihr der in die Schweiz emigrierte ungarische Schauspieler Lukas Stern 1944 nach einer Aufführung schrieb. «Ich danke Ihnen», hiess es da, «dass Sie nach so vielen Enttäuschungen mir meinen Glauben an den Menschen wiedergegeben haben. Ich danke für Ihre Tapferkeit, mit welcher Sie sich zu uns – so vielen unbekannten Lukas Sterns ganz Europas – heruntergebeugt haben. Wenn all dies, nur mit Phantasie, ohne die Wirklichkeit mit all ihren Grausamkeiten mitgemacht zu haben, zu schaffen ist, wo blieb dann das Veto der europäischen Künstler, Dichter und Schriftsteller, warum waren es nur so wenige, die sich mit ihrem Talent für uns einsetzten?»
Bibliografie: «Wer wirft den ersten Stein?» ist greifbar in «Kein einig Volk: fünf schweizerische Zeitstücke, 1933–1945», herausgegeben von Ursula Käser-Leisibach und Martin Stern, Haupt-Verlag, Bern 1993.
Charles Linsmayer ist Literaturwissenschaftler und Journalist in Zürich
Kommentare