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The Young Gods: 40 Jahre experimenteller Schweizer Rock

03.10.2025 – Stéphane Herzog
THE YOUNG GODS: Appear Disappear» Two Gentlemen records, Lausanne, 2025

Die 1985 in Genf gegründete Band The Young Gods hat im Juni 2025 ihr dreizehntes Album veröffentlicht. «Appear Disappear» fasziniert durch raue, harte Klänge und ruft zum Widerstand auf. Rockfans könnte die kraftvolle Intensität der Platte stellenweise an U2 erinnern. Nicht aber echte Kennerinnen und Kenner, denn diese wissen, dass vielmehr die Schweizer die irische Band und darüber hinaus auch David Bowie und die deutsche Band Rammstein beeinflusst haben!

Grundgerüst der Musik der «Gods» bilden ein Rock ohne Gitarren und der kreative Einsatz des Samplers – einem Gerät, mit dem Klänge aus beliebigen Quellen aufgenommen und auf vielfältige Weise variiert werden können. Genau das machten auch die Rapper und später die Schöpfer elektronischer Musik. «Appear Disappear» präsentiert sich als Rock-Opus, das diesmal jedoch Raum für Gitarren lässt. Einige Songs aus der Diskografie der Band sind wirklich nur etwas für Kennerinnen und Kenner, doch dieses Album ist für ein breiteres Publikum zugänglich. The Young Gods wollten «etwas Rohes» produzieren – und das ist ihnen auch gelungen. Das Album ist von den Spannungen unserer Welt inspiriert. «Appear Disappear» heisst auch der erste Titel, eine SchlagzeugKavalkade, die von verzerrtem Gitarrensound durchbrochen wird. Auf diesen kurzen Song folgt «Systemized», in dem Franz Treichler in seinem etwas bizarren Englisch «Ich bin nicht der Feind» ruft.

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«Appear Disappear» erschliesst sich erst nach mehrmaligem Hören. Ist es ein düsteres Album? Der Text von «Shine That Drone» feiert den Widerstand. «Ich singe von der Geschichte einer Menschenmenge, die zu tanzen beginnt und auf den Boden stampft, um Staub aufzuwirbeln, der daraufhin die Drohnen stört», erklärt der Sänger dem Musikjournalisten Daniel Koch. «Appear Disappear» ist daher eher ein Aufruf zum Kampf als ein düsteres Bild von der Apokalypse. Neulinge können sich getrost erst dieses Album anhören, bevor sie sich rückwärts durch die Musik der «Gods» arbeiten. Dieser Weg zurück zu den Anfängen würde zweifellos auch der Band von Franz Treichler (Gitarre, Gesang), Cesare Pizzi (Sampling, Elektronik) und Bernard Trontin (Schlagzeug) gefallen, die Klänge als formbares Rohmaterial betrachten. Und was hat die Schweiz damit zu tun? Musikkritikerinnen und -kritikern fiel schnell auf, dass es sich bei einer Passage des Albums – «I spend my time in the brain of the monster» – um ein Zitat handelt. Bei seinem Schweiz-Besuch im Jahr 1964 hatte nämlich Che Guevara diesen Ausdruck verwendet, um das reiche Helvetien zu beschreiben, ein friedliches Land mit vielen Banken, die nicht immer über jeden Verdacht erhaben sind, wie sein Freund Jean Ziegler einmal sagte.

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