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Aktuelles Zürcher Kantonalbank Februar 2025

25.02.2025

Auswandern: Eine gute Vorbereitung ist zentral

Personen, die auswandern wollen oder solche, die bereits im Ausland leben, sind mit vielen Fragen konfrontiert. Wie viel Geld brauche ich für meine Lebenskosten? Wie bin ich versichert, wenn mir im Ausland ein Unfall passiert? Dieser Beitrag gibt einen Einblick in Themen, mit denen man sich auseinander setzten sollte.

Im Bereich Finanzen sind zentrale Fragen zu klären, bei denen die Weichen für ein erfolgreiches Abenteuer im Ausland gestellt werden. Diese Punkte sind zu beachten:

  • Bei einem Wegzug aus der Schweiz ergeben sich im neuen Wohnland neue Lebenskosten. Daher lohnt es sich, das Startkapital zu berechnen und einen Finanzplan zu erstellen, der Spielraum für unvorhergesehene Zusatzkosten enthält.
  • Viele Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sind auch nach dem Domizilwechsel ins Ausland auf eine Bankverbindung in der Schweiz angewiesen; dies kann zum Beispiel für die Hypothek oder die Auszahlung der Pensionskassengelder erforderlich sein. Deshalb sollte frühzeitig geklärt werden, welche Finanzinstitute einen solchen Service anbieten.
  • Zudem muss in einigen Ländern zuerst ein Vermögens- oder Einkommensnachweis erbracht werden, um überhaupt ein lokales Bankkonto eröffnen zu können. Die stabile Wirtschaftslage der Schweiz und der starke Franken sind ebenfalls mögliche Gründe, weshalb es sich lohnen kann, ein Schweizer Bankkonto auch nach der Auswanderung beizubehalten.
  • Sofern Immobilien vorhanden sind, sollten idealerweise die Laufzeitfälligkeit der Hypothek und allfällige Auswirkungen auf die Tragbarkeitsprüfung geprüft werden – dies gilt besonders, wenn das Eigenheim nach der Auswanderung vermietet wird.
  • Für bestehende Bankkonten empfiehlt es sich, vor einer Auswanderung die Kontokonstellation sowie die Vollmachten zu prüfen. Vollmachten bieten Flexibilität und sind insbesondere dann hilfreich, wenn administrative Hilfe bei unerwarteten Ereignissen benötigt wird.
  • Vorsorge und Steuern können je nach Zielland stark variieren. Daher ist es ratsam frühzeitig Abklärungen zu treffen und sich allenfalls bei Fachpersonen beraten zu lassen.

Bei Versicherungen nichts dem Zufall überlassen

Das Thema Versicherungen hat einen starken Bezug zum Thema Finanzen und auch hier sind wichtige Faktoren vor der Auswanderung zu berücksichtigen. Mit dem Domizilwechsel ins Ausland entfällt fast immer die hierzulande geltende gesetzliche Verpflichtung zur Kranken- und Unfallversicherung. Auswanderinnen und Auswanderer sollten sich deshalb frühzeitig bei Schweizer oder internationalen Krankenversicherern über ihre Optionen erkundigen und in Erfahrung bringen, wie das Gesundheitssystem im neuen Wohnland aufgebaut ist. Da die Anforderungen an Krankenversicherungen individuell sind, prüfen Sie je nach Bedürfnis zusätzliche Leistungen. Falls das neue Domizilland eine obligatorische Versicherung anbietet, ist es ratsam zu prüfen, ob eine vorübergehende Lösung erforderlich ist, bis diese aktiv ist und ob die obligatorische Lösung den gewünschten Standard bringt.

Einzelne Schweizer Krankenversicherungen bieten auch internationale Dienstleistungen an. Als weitere Option stehen internationale Anbieter zur Verfügung. Es empfiehlt sich bei den internationalen Versicherungslösungen zu prüfen, ob für die Schweiz selbstverständliche Versicherungsleistungen, beispielsweise Schwangerschaften, inkludiert sind. Wichtig zu beachten ist, dass die Versicherungslösungen bei Schweizer Krankenversicherungen vor der Abmeldung bei der Gemeinde abgeschlossen werden müssen.

Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bleiben immer ein Teil der Schweiz

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sich vor der Ausreise intensiv mit den Gegebenheiten im neuen Wohnland zu befassen, um ein besseres Verständnis für die alltäglichen Herausforderungen der Einwohnerinnen und Einwohner zu erlangen und einen eigenen Umgang damit zu finden. Wichtig zu wissen ist, dass Auslandschweizer:innen immer Teil der Schweiz bleiben und weiterhin an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen können. Hierfür muss jedoch ein Gesuch bei der schweizerischen Vertretung eingereicht werden

Die Zürcher Kantonalbank hat eine Checkliste erstellt, die bei der Vorbereitung auf ein Leben im Ausland unterstützen soll. 

Sie wandern aus? Die Zürcher Kantonalbank begleiten Sie mit Expertise. Erfahren Sie hier mehr.

Was Ausgewanderte beschäftigt

Als wichtige Auskunfts- und Beratungsstelle begleitet die Genossenschaft Soliswiss viele Personen, die sich mit dem Thema Auswanderung auseinandersetzen. Ebenso steht Soliswiss Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer nach dem Schritt ins Ausland mit Rat und Tat zur Seite.

Im Interview erzählt Nicole Töpperwien, Geschäftsführerin von Soliswiss, mit welchen Fragen sie im Austausch mit Personen, die im Ausland leben, am häufigsten konfrontiert ist.

Nicole Töpperwien, im Notfall abgesichert zu sein ist ein wichtiges Thema. Welche Aspekte müssen Personen frühzeitig klären, die im Ausland leben wollen?

Es gibt eine Vielzahl an Themen und immer ein paar Knacknüsse. Wo diese liegen, ist je nach Situation verschieden. Wichtige Themen für eine gute Absicherung sind jedoch die Sozialversicherungen, insbesondere die Altersvorsorge und die Krankenversicherung aber auch die Absicherung gegen die finanziellen Folgen einer Invalidität oder Arbeitslosigkeit. Je nach Wohnsitzland lohnt es sich, eine Haftpflichtversicherung abzuschliessen oder eventuell sogar eine Versicherung, die bei einer Entführung greift. Es gibt viele zentrale Finanzfragen, von der Klärung der Beziehung zur Schweizer Bank und dem eventuellen Wechsel der Bankbeziehung, wenn die eigene Bank keine oder keine befriedigende Lösung für Auslandschweizerinnen und -schweizer anbietet bis hin zu Steuerfragen. Auch die Nachlassplanung und die Absicherung der Angehörigen muss neu angeschaut werden, wenn man ins Ausland zieht. Bei allen Fragen ist es wichtig, immer die Situation der ganzen Familie zu betrachten.

Inwiefern unterscheiden sich die finanziellen Fragestellungen, je nach Land, in dem die Personen leben?

Es gibt grosse Unterschiede. Wenn jemand zum Beispiel in ein Land mit grosser politischer Instabilität und schwacher Währung auswandert, dann werden andere Aspekte im Vordergrund stehen als bei einem Umzug in ein wirtschaftlich stabiles Land. Auch die Möglichkeiten unterscheiden sich nach Wohnsitzland, so ist es zum Beispiel je nach Land unterschiedlich schwer oder einfach, ein Schweizer Bankkonto zu behalten, in der Schweiz in Wertschriften investiert zu bleiben oder eine Hypothek für eine Ferienliegenschaft in der Schweiz zu erhalten. Teilweise kann es sehr interessant sein, im Wohnsitzland zu investieren, in anderen Fällen stellt dies ein Risiko dar, zum Beispiel wenn nur beschränkt Geld wieder ausgeführt werden kann. Gewisse Länder bieten gute Möglichkeiten, für das Alter vorzusorgen, bei anderen reichen die staatlich-geförderten Optionen nicht aus oder man verliert Ansprüche, wenn man später wieder in die Schweiz zurückziehen möchte. Natürlich gibt es auch sehr grosse Unterschiede in den Steuersystemen und in der zu erwartende Steuerbelastung oder der Höhe der Sozialversicherungsbeiträge oder anderer Abgaben. Auch die Unterschiede in den Lebenskosten zwischen als auch innerhalb der Länder ist nicht zu unterschätzen.

Mit welchem weiteren Thema werden Sie häufig konfrontiert?

Die Krankenversicherung ist eines der zentralen Themen. Dies ist wohl die wichtigste Versicherung, die man als Privatperson haben kann. Steht man ohne Versicherung da, kann dies zu einer grossen finanziellen und auch emotionalen Belastung werden. Bei einer Auswanderung in die EU/EFTA muss man sich meistens nicht viele Gedanken machen, denn mit wenigen Ausnahmen besteht Zugang zu einer Krankenversicherung. Hier ist die Herausforderung eher, dass die Regelungen zur Versicherungsunterstellung sehr komplex sind. Bei einer Auswanderung in andere Länder kann je nach Alter und Gesundheitszustand der Zugang zu einer Krankenversicherung jedoch Kopfzerbrechen bereiten. Die Krankenversicherungssituation schauen wir uns daher immer speziell an. 

Häufig werden wir auch von Personen angefragt, deren Pläne nicht ganz in die gängigen Schemata passen, zum Beispiel Personen, die in mehr als einem Land oder als Globetrotter nirgendwo zuhause sind. In diesen Fällen stellen sich viele spezifische Fragen, wie man diesen Lebensplan am besten verwirklicht.

Mit einer guten Planung können viele böse Überraschungen vermieden werden. Es ist nie alles planbar, aber eine gute Vorbereitung hilft, dass man sich dann mit Freude auf Land und Leute einlassen kann.
Nicole Töpperwien Geschäftsführerin von Soliswiss

Mit welchen Herausforderungen werden Personen im Ausland konfrontiert, die häufig unterschätzt werden?

Nicole Töpperwien ist seit 2018 Geschäftsführerin von Soliswiss. Sie hat Teile ihrer Jugend als Auslandschweizerin in Deutschland verbracht und kehrte für ihr Jus-Studium in die Schweiz zurück. Es hat sie immer wieder ins Ausland gezogen, zuerst für ein Masterprogramm in die USA, anschliessend für die Arbeit ins heutige Nordmazedonien sowie auf kürzeren und längeren Geschäftsreisen in gut fünfzig weitere Länder. Nun freut sie sich, gemeinsam mit dem Soliswiss-Team anderen zur Seite zu stehen, die den Schritt ins Ausland wagen.

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