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  • Puzzle

Rudolf Megert, Brasilien

18.07.2025

Die Fünfte Schweiz ist ein buntes, vielfältiges, vielsprachiges Puzzle aus weit über 800 000 Teilen. 

Das heutige Puzzleteilchen legt … 

… Rudolf Megert, 1955, Rentner, heute zuhause in Rio de Janeiro, Brasilien. Mag Schwimmen und Fotografieren.

Foto ZVG

Was geht dir zum Begriff «Heimat» durch den Kopf? Kann man – zum Beispiel – mehrere Heimaten haben?

Tja, ich lernte als Erwachsener, dass meine Heimat eigentlich die ganze Welt ist! Ja, man kann mehrere Heimaten haben, jeder Ort weltweit, an welchem es mir besser oder gleich gut geht, wie in der Schweiz, kann meine Heimat sein, zumindest temporär. Wenn man zu alt zum Reisen wird, wird der Wohnort automatisch einmal die – letzte – Heimat!

Wo zeigt sich in deinem Alltag ein Stück Schweiz? 

Die Schweizer Pünktlichkeit lass ich mir nie und nimmer wegnehmen. Wir kriegen hier in Rio de Janeiro Schweizer Schüblig und Kalbsbratwurst zum erstaunlich günstigen Preis, also ist es die Rösti, die ich öfters mal bastle. Es deutet eigentlich nichts in meiner Wohnung hier auf die Schweiz hin. Und ein Lied, das mich ganz besonders an meine glückliche Jugend in Schweiz erinnert, ist nicht ein schweizerisches, sondern eines aus den USA: Steve Young, «Seven Bridges Road», erste Originalversion.

Du und die Schweiz: Wie ist da derzeit der Beziehungsstatus?

Meine Beziehung zur Schweiz ist derzeit gestört, weil ich nicht einfach wieder zurückreisen kann, hauptsächlich wegen der Wohnungsnot. Mein letzter Besuch in der Schweiz, am Bodensee, die Uferpromenade: Schweizerdeutsch war plötzlich eine Minderheitensprache! Die Schweiz verändert sich nachteilig, was sehr schmerzhaft ist! 

Wie wichtig sind dir der Kontakt zu anderen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern?

Ich brauche keine Schweizer im Ausland, da ich mich sehr dafür interessiere, wie dort alles läuft und funktioniert. Aber falls es zu spontanen Begegnungen mit Schweizern kommt, ist das immer sehr nett. Ich wünschte mir sehr, die Schweiz würde bald wieder schweizerisch werden, dann hätte es vielleicht wieder ein Plätzchen da für mich!

In welcher Sprache träumst du?

Ich träume auf Englisch oder Deutsch, aber mein Familienalltag spielt sich hauptsächlich auf Englisch ab. Ich habe keine Familienbeziehungen mehr in der Schweiz. Sollte ich aus Brasilien wegziehen, dann nicht in die unerschwingliche, wohnungslose Schweiz, sondern nach Ungarn, Deutschland oder Kanada.

Wie wird die Schweiz in deiner heutigen Heimat wahrgenommen?

Die Schweiz hat überall auf der Welt, wo ich lebte, immer einen guten Ruf; meistens auch den Ruf, dass alle, die aus der Schweiz kommen reich sind, –  was auf mich sicher nicht zutrifft. Die Schweiz und Brasilien, das sind unendliche Gegensätze. Hier gibt es die fast gleichen Gesetze und Verordnungen wie in der Schweiz - nur leider niemanden, der diese auch kontrolliert oder umsetzt.

Ein Wort zu Wilhelm Tell?

Ich wünschte mir, so einen gäbe es auch gerade jetzt wieder.

Schweizer zu sein, heisst … 

… Glück gehabt, da geboren worden zu sein!

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