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Eine «glaubwürdige Portion Wissen über die Schweiz» und ein Stück Heimat dazu

Interview mit Marc Lettau, Chefredaktor «Schweizer Revue»

Mit der «Schweizer Revue» bietet die Auslandschweizer-Organisation (ASO) Informationen mit Mehrwert für die internationale Gemeinschaft der Auslandschweizer:innen. Nun hat das unabhängige Magazin für die Fünfte Schweiz zum Geschehen in der Schweiz und in der Schweizer Diaspora ihr Erscheinungsbild aufgefrischt. Das Interview mit Chefredaktor Marc Lettau, Chefredaktor der «Schweizer Revue», zur Frage: Was ist das Besondere am Magazin der ASO, wie werden die Inhalte bestimmt und was bietet die Juli-Ausgabe 2022 mit aufgefrischtem Erscheinungsbild?

Marc Lettau, Chefredaktor der «Schweizer Revue». Foto: Adrian Moser

Marc Lettau, die «Schweizer Revue» ist die Zeitschrift für Auslandschweizer:innen. Sie ist kostenlos, Print und Online und wird auf Wunsch als gedruckte Zeitschrift überall in die Welt verschickt. Was bietet die Revue den gegen 800 000 Menschen mit Schweizer Staatsbürgerschaft im Ausland?

Die «Schweizer Revue» widerspiegelt das Geschehen in der Schweiz für die Swiss Community im Ausland und das Leben der Schweizer:innen in der Diaspora. Dazu kommen amtliche Informationen der Eidgenossenschaft und Informationen zu den Angeboten, Dienstleistungen und Aktivitäten der Auslandschweizer-Organisation (ASO).

Die ASO ist die Herausgeberin des Magazins. Ist die «Schweizer Revue» ihr Sprachrohr?

Die ASO hat auf Grundlage des Auslandschweizergesetzes (ASG) ein Redaktionsstatut erlassen. Es verpflichtet die Revue, ein journalistisches, unabhängiges Medium zu sein.

Wir befragen regelmässig unsere Leserschaft. Für sie ist die Hauptqualität unserer Zeitschrift ihre Glaubwürdigkeit. Die «Schweizer Revue» will nicht auf-, sondern anregend sein und eine glaubwürdige Portion Wissen über die Schweiz liefern.
Marc Lettau

Weshalb kann die «Schweizer Revue» ihren Auftrag nur als unabhängiges journalistisches Medium erfüllen?

Wir befragen regelmässig unsere Leserschaft. Für sie ist die Hauptqualität unserer Zeitschrift ihre Glaubwürdigkeit. Die «Schweizer Revue» will nicht auf-, sondern anregend sein und eine glaubwürdige Portion Wissen über die Schweiz liefern.
Für die Fünfte Schweiz ist die Verbindung zur Schweiz identitätsstiftend. Das lässt sich nicht mit PR-Massnahmen steuern, sondern indem wir ein authentisches, zugewandtes Bild der Schweiz zeichnen - ohne sie zu «folklorisieren», zu beschönigen oder schlechtzureden. Mit der «Schweizer Revue» tritt die Auslandschweizer-Organisation in den Dialog mit den Schweizer:innen und Schweizer Vereinen, die in vielen Ländern dieser Welt leben und etwas über eine ihrer Heimaten wissen wollen.

Die «Schweizer Revue» erscheint in 13 verschiedenen Regionalausgaben.

Genau. Während der überregionale Mantelteil der «Schweizer Revue», den wir in Bern produzieren, über das für Auslandschweizer:innen relevante Geschehen in der Schweiz berichtet, haben die regionalen Seiten im Magazin, die die Regionalredaktionen im Ausland beisteuern, eine andere wichtige Funktion: Sie sind ein Spiegel des Lebens der Swiss Community vor Ort.
Als Schweizerin und Schweizer im Ausland gibt es zwei identitätsstiftende Momente: Es ist erstens die Verbindung zur Schweiz und andererseits die Nähe zur Schweizer Gemeinschaft im Ausland. Die «Schweizer Revue» gewichtet Beides.

Sie haben die «Schweizer Revue» formal und inhaltlich verbessert, die Juli-Ausgabe 2022 erscheint im neuen Look. Was ist neu?

Zunächst: Die «Revue» ist kein Hochglanzmagazin geworden mit dickem und schickem Papier, sondern sie bleibt ein schlichtes Heft. Wir haben die Bildsprache verbessert, die Gestaltung ist kreativer und die Leserführung klarer. Wir verwenden eine inklusive Sprache, die von allen verstanden wird und wir haben die Zeitschrift entschlackt.

Entschlackt?

Es war wie eine Putzaktion: Was braucht es nicht und wie muss man die Dinge ordnen und aufbereiten, sodass man sie besser findet? Zum Schluss muss das Ganze gründlich durchgelüftet werden und das ergibt dann etwas, das gar nicht so sehr anders ist, aber eben besser zu lesen.

Ist auch Platz für Unterhaltung in der «Schweizer Revue»?

Wir machen keine Unterhaltung im engeren Sinn, aber Anregendes wollen wir wie gesagt sehr wohl bieten. Deshalb bringen wir zum Beispiel reportageartige Texte.

Nach welchen Kriterien wählt die Redaktion den Inhalt der «Schweizer Revue» aus?

Es gibt zwei Auswahlkriterien: Das Thema muss auch beim Erscheinen noch aktuell sein. Das ist nicht ganz einfach, da es zwei bis drei Monate dauert von der Planung bis zur Publikation eines Artikels. Das zweite Auswahlkriterium ist: Was ist überhaupt relevant für Auslandschweizer:innen? Wir haben zum Beispiel einen Schwerpunkt zum Ukraine-Krieg in der aktuellen Ausgabe – und zwar zur Frage: Wie beschäftigt dieses Ereignis die Schweiz? Wie reagiert sie auf den Flüchtlingsstrom und auf die beklemmenden Fragen, die der Krieg und seine Folgen bei uns auslöst?

Wie haben Sie diese Fragen beantwortet?

Wir machen dazu zwei Aussagen: Erstens ist die Schweiz herausgefordert durch den Krieg, da sie eine wichtige Rolle spielt im internationalen Handel mit dem Rohstoff Öl; dieses Thema betrifft die Schweizer Wirtschaft und Politik. Zweitens gibt es plötzlich sehr viele neue Nachbar:innen, die Russisch oder Ukrainisch reden; das betrifft die Menschen in der Schweiz ganz direkt. Wir zeigen im im Juli-Heft der «Revue» auf, wie sich einerseits eine Willkommenskultur für Geflüchtete aus der Ukraine entwickelt hat und wie dies andererseits schmerzhaft ist für Asylsuchende aus anderen Ländern, weil es in der Schweiz eine Ungleichbehandlung von Menschen mit Fluchthintergrund gibt je nach Herkunftsland.

In Politik und Öffentlichkeit wird zurzeit die Neutralitätsfrage diskutiert. Gibt es dazu Analysen oder Meinungsbeiträge in der neuen «Schweizer Revue»?

Dezidiert nein – obwohl dies zweifellos ein sehr wichtiges Thema ist. Die Diskussion darüber, in welche Richtung sich die Schweizer Neutralität entwickeln soll, ist ein politischer Diskurs; ihn im Magazin der Auslandschweizer-Organisation abzubilden, ist nicht unsere primäre Aufgabe. Aber wir verfolgen die Neutralitätsdiskussion natürlich interessiert weiter und greifen das Thema dann auf, wenn sich zeigen sollte, dass sich die Haltung der Schweizer Bevölkerung zu dieser Frage zu ändern beginnt und sie also relevant ist für die Menschen in der Schweiz und für die Swiss Community im Ausland.

Für zahlreiche Auslandschweizer:innen ist Post aus der Schweiz praktisch der einzige fassbare Bezug zu ihrer Schweizer Heimat.
Marc Lettau

Zuletzt: Weshalb setzt die Auslandschweizer-Organisation (ASO) nach wie vor neben der Online- auch auf die Print-Ausgabe ihrer Zeitschrift für die Fünfte Schweiz?

Es stimmt, die Printausgabe der «Schweizer Revue» spielt nach wie vor eine prägende Rolle, wir erreichen dadurch rund 300 000 Lesende. Gleichzeitig schreiben wir bei jeder neuen Ausgabe des Magazins gut 250 000 Auslandschweizer:innen an für die Online-Ausgabe auf www.swisscommunity.org – der kürzeste Weg zu den «Revue»-Inhalten bleibt übrigens weiterhin www.revue.ch.

Wenn die ASO als Herausgeberin in ein frisches Layout der gedruckten «Schweizer Revue» investiert, gibt es einen einzigen Grund dafür: Die Auslandschweizer-Organisation weiss, dass die Printausgabe für viele Lesende nicht nur wichtige Informationen liefert, sondern für sie auch eine wichtige emotionale Bedeutung hat. Für zahlreiche Auslandschweizer:innen ist Post aus der Schweiz praktisch der einzige fassbare Bezug zu ihrer Schweizer Heimat.

 

Interview: Anna Wegelin

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