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Videos und Spinnennetze als Wahlhilfen

22.05.2019 – Stéphane Herzog

Die Politik verständlicher zu machen und die Stimmbeteiligung fördern – so lautet das Ziel der beiden Angebote Easyvote und Smartvote. Ersteres wird vom Dachverband Schweizer Jugendparlamente getragen und bietet vereinfachte Inhalte als Alternative zu den offiziellen Broschüren und Videos.

Laut Easyvote erwiesen sich Videoclips als das leichtverständlichste Anschauungsmaterial, wobei die eigenen als noch zugänglicher empfunden würden als die offiziellen des Bundes. Smartvote wiederum weist darauf hin, dass bei Testanwendungen ihres Angebots am Abstimmungswochenende vom 24. September 2017 in einer Tessiner Gemeinde die Wahlbeteiligung der 18- bis 25-Jährigen markant höher ausgefallen sei. «Indem man junge Menschen ans Abstimmen heranführt, erhöht man die Chance, dass sie erneut abstimmen gehen», sagt dazu Lionel Marquis.

Smartvote, 2003 durch einen Verein gegründet, funktioniert im Stil einer Dating-Website. Auf Basis eines Fragebogens, der durch die Parteien sowie die Kandidatinnen und Kandidaten ausgefüllt wird, erhalten die Wählerinnen und Wähler Vorschläge von Politikerinnen und Politikern, deren Antworten sich am besten mit den eigenen Kriterien decken. Das politische Profil der Kandidatinnen und Kandidaten wird grafisch dargestellt (siehe nebenstehendes Beispiel). «Im Jahr 2011 wurde das System mit mehr als einer Million Anfragen sehr rege verwendet», stellt Lionel Marquis fest. «Während der letzten Wahlen im Jahr 2015 verwendeten 30 % der Wählerinnen und Wähler das Programm, darunter einige, die andernfalls nicht wählen gegangen wären», kommentiert Nenad Stojanovic.

Smartvote: ein neutrales Produkt?

Beeinflusst Smartvote das Stimmverhalten? Lionel Marquis verweist auf die Wahlen von 2011, die nach der Katastrophe in Fukushima stattfanden. Damals legten die Grünliberalen stark zu: «Smartvote hatte diese noch unbekannte Partei sichtbar gemacht.» Wählerinnen und Wähler, die Wirtschaft- und Umweltthemen selber als wichtig erachteten, erhielten in der Folge auch grünliberale Wahlvorschläge.

Kann die Situation verbessert werden? In Genf bereitet Professor Nenad Stojanovic einen Test für November vor, der auf dem Modell von Oregon basiert. Dieser Prozess wurde in einer Schweizer Gemeinde mit 20 ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern lanciert. Nach der Anhörung von Experten diskutiert die zusammengewürfelte Gruppe über eine konkrete Abstimmungsvorlage. Die Gruppe erstellt eine neutrale Präsentation über das Thema und eine Übersicht ihrer Ja- und Nein-Argumente. «Dieses Modell bietet eine Synthese, die von einer Gruppe gewöhnlicher Menschen erstellt wurde, die als näher bei den Menschen empfunden wird. Ausserdem stellt es eine echte Schule der Demokratie dar», sagt der Politologe.

www.easyvote.ch

www.smartvote.ch

«smartspider»: Beispiel zweier Jungpolitikerinnen

Die «smartspider» der Jungen SVP des Kantons Bern und der Jungen Grünen des Kantons Zürich zum Zeitpunkt der Eidgenössischen Wahlen 2015.

Die smartspider-Grafiken von smartvote werden anhand von acht politischen Zielen erstellt. Ein Wert von «100» steht für eine starke Zustimmung, ein Wert von «0» für eine Ablehnung der Ziele. Im Jahr 2015 zeigte der smartspider der Jungen Grünen (ZH) hohe Werte bei Umweltfragen, aber auch in Bezug auf eine liberale Gesellschaft. Bei der Jungen SVP (BE) waren die Werte beim Thema «Ordnung und Sicherheit» besonders hoch. Dies drückt aus, dass die Partei sich für strenge Gesetze sowie eine starke Polizei und Armee einsetzt und dass sie Werte wie Ordnung und Disziplin vertritt. Die smartspider werden nicht nur für Parteien, sondern auch für einzelne Kandidaten erstellt.

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