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Patrick Chappatte | Ein Rückblick auf die Pandemie als Comic

30.09.2021 – STÉPHANE HERZOG

Was taten wir, als uns Ende Januar 2020 die ersten Nachrichten aus China über ein Virus, das die Atemwege schädigt, erreichten? Wie gingen wir im Februar 2020 über den ersten Fall in der Schweiz um? Wie reagierten wir auf den ersten Todesfall? Wie sahen unsere Zukunftsvisionen aus, als das Land am 16. März in einen fast vollständigen Lockdown ging? Die gezeichnete Reportage des Genfers Cartoonisten Patrick Chappatte ermöglicht uns einen Rückblick auf all die einschneidenden Momente, Ängste und Hoffnungen der ersten Corona-Welle. Chappattes Perspektive ist gleichzeitig privat und öffentlich. Er zeichnet seine eigene Isolation mit seiner Familie in den Bergen. Und seine Qualen, die er litt, als ihn ein hartnäckiges Fieber ergriff und ihn dazu zwang, sich während einer Woche von seinen Nächsten zu isolieren. Später ergab eine serologische Analyse, dass er sich tatsächlich mit dem Virus angesteckt hatte. Damals hatten nur Personen, die schwere Symptome aufwiesen, Zugang zu einem Test. Das Land empfahl noch keine Masken. «Au cœur de la vague» gibt die Schlüsselmomente wieder, in der unsere Welt ins Unbekannte stürzte. Jede und jeder wird darin bekannte Eindrücke wiederfinden.

PATRICK CHAPPATTE, «Au cœur de la vague», Chappatte & Éditions Les Arènes Paris 2020, 123 Seiten, CHF 36.-, nur in Französisch erhältlich

Der zweite Blickwinkel der Reportage zeigt das Innenleben des Genfer Unispitals (HUG), der grössten medizinischen Einrichtung der Schweiz. Obwohl er zurückgezogen in den Bergen lebte, sprach Chappatte am Telefon mit Professor Didier Pittet, Chefarzt Infektiologie des HUG. Ab dem 7. März lieferte ihm der Erfinder des hydroalkoholischen Gels Informationen aus erster Hand. Der Genfer Zeichner beschreibt die Strategie, die das HUG angesichts der zu erwartenden Patientenwelle umsetzte. Von seiner Erkrankung geheilt, wagte sich Chappatte in die Höhle des Löwen: die Intensivstation unter der Leitung von Professor Jérôme Pugin. Er beschreibt die Begegnung mit dem Tod. Das Weinen der Pflegerinnen und Pfleger angesichts von Menschen, die sterben, ohne dass ihre Familien sie zuvor hätten sehen können. Er übergibt das Wort einer Krankenpflegerin, die von ihren 12-Stunden-Tagen erzählt. Er lässt das Putzpersonal sprechen, das sich zum Teil freiwillig meldete, die kontaminierten Zimmer zu desinfizieren, in denen vom Virus infizierte Personen gepflegt werden. Er zeigt die Auswirkungen der Krise auf Sans-Papiers auf und wie Genf sich um die Menschen in den prekärsten Situationen gekümmert hat. Jedes der fünf Kapitel dieses sorgfältigen, äusserst empathischen Werks enthält Zeichnungen von Chappatte, die im betreffenden Zeitraum veröffentlicht wurden.

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