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Der Fotograf im Dorf

22.05.2019 – Marc Lettau

Hochzeiten, Konfirmationen, Beerdigungen, Dorffeste, Firmenfotos, Kinderfotos, Familienfotos, Unfallfotos: Über 100 Jahre hinweg wurden im bernischen Schwarzenburg Rudolf, Robert, Ruth und Peter von «Photo Zbinden» an jeden erdenklichen Anlass gerufen. Im Zeitraffer betrachtet widerspiegeln die von Zbindens gemachte halbe Million Bilder den rasanten Wandel der ländlichen Schweiz. Zbindens stehen so stellvertretend für den Stand der Dorffotografen, deren Auftragsarbeiten einer volkskundlichen Langzeitstudie gleichkommen. Sie hielten in ihrem eigenen dörflichen Mikrokosmos die fundamentalen Umbrüche fest – in der Arbeitswelt, im Familienalltag, im Familienbild, in der Gesellschaft als Ganzes.

Wer sich 1936, 1976 oder 2016 ablichten liess, lebte selber in ganz unterschiedlichen Lebenswelten, klopfte aber beim gleichen Fotogeschäft an: Zbindens wurden so zur fotografierenden Konstante in einer Welt des Wandels. Zum Wandel gesellten sich die Dramen: Als Robert alias «Fotoröbu» 1936 die lodernden Flammen des brennenden Kurzwellensenders Schwarzenburg auf Zelluloid bannte, illustrierte er damit Auslandschweizergeschichte. Plötzlich fiel damals, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, eine radiophone Verbindung mit der Fünften Schweiz weg. Nicht einmal mehr das Pausenzeichen konnte gesendet werden.

Unabhängig davon, ob man Schwarzenburg kennt oder nicht: Der Band, der jetzt zu Zbindens fotografischem Jahrhundertwerk vorliegt, gewährt beeindruckende und zuweilen bezaubernde Einblicke in ein Stück wandelbare Schweiz.

«Photo Zbinden», drei Generationen Fotografie in Schwarzenburg, 1916–2016. Stämpfli-Verlag, Bern, 2019, ISBN 978-3-7272-6038-4, CHF 34.00

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